Samstag, 9. August 2014

Sturm auf die Feste

Nachdem also in den letzten Wochen reichlich Höhenmeter gesammelt wurden, galt es am Freitagabend, diese auch in ein brauchbares Ergebnis umzuwandeln. Auf die ganze Panoramatour hatte ich dieses Jahr keine Lust und schließlich habe ich ja den Pokal vom letzten Jahr, da darf diesmal jemand anderes ran. Höchstwahrscheinlich wird das der Tom sein, wenn er sich nicht wieder verläuft...


Dieses Jahr ging es also nur auf die Festung, was aus Königstein dank Einführungsrunde und diversen Festungsumrundungen 7kommairgendwas Kilometer sind. Gespickt ist das Ganze natürlich mit knackigen Anstiegen, aber ich war ja aus dem Vorjahr gewarnt. Immerhin war das Wetter besser, dafür schwächelte aber der Sohnemann und so mussten die anderen Fischis zu Hause bleiben. Ein paar Urlauber (einer mit gelben Nummernschild), die am Freitagabend echt die Ruhe weg hatten und mit 40 km/h innerorts und 60 außerorts durch die Gegend gondelten, durchkreuzten meinen Plan, den Berufsverkehr in Pirna zu vermeiden.

Endlich im Parkhaus angekommen, kam dann ewig kein Bus... Und dann kam so ein historischer Doppeldecker und ich hatte die generalverdunkelte Idee, mich auf die Panoramaetage zu begeben. Schwerer Fehler. Dort oben hatte ich das Gefühl, das Fahrzeug wäre höher als lang, da die Kiste in Kurven wackelte wie eine alte A-Klasse beim Elchtest.

Gerade noch rechtzeitig kamen wir dann in Kingstone an und ich reihte mich in die sehr lange Voranmelde-Schlange ein. Hätte ich bloß mal nachgemeldet - dort war leer. Vor mir hat sich dann noch einer beschwert, dass es die Startnummern für die Panoramatour eine Etage weiter unten gibt. "Schön, dass das dransteht!" meinte er. Tja, wenn Ironie nach hinten losgeht: Es stand tatsächlich an jeder Tür dran. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

Zum Start der Jubiläumsauflage waren dann eine ganze Menge schneller Kollegen in den ersten Reihen zu finden. Dass der Marc hier alles platt macht, war mir ja klar, aber mit dem Rest wollte ich mich um die verbleibenden Podestplätze streiten.

Nach einem Countdown sollte dann die Startpistole abgefeuert werden, doch diese war wohl noch etwas feucht vom letzten Jahr und so war nur ein leises "Klick!" zu hören. Trotzdem lief ein Teil los und ich natürlich hinterher. Nach einigen Sekunden ertönte dann auch ein verspäteter "Startschuss", da waren wir aber schon längst über alle Berge. Dadurch war es zumindest in der ersten Haarnadelkurve angenehm leer. Dann kam der Marc so flott an uns verbeigeflogen, dass es mir fast die Dritten rausgezogen hätte. Zum Glück lief aber Zahnarzt Christian vor mir, der das sicher hätte wieder richten können. In einer kleinen Verfolgergruppe absolvierten wir also die Einführungsrunde durch Kingstone und beim Piepen unserer Armbanduhren nach einem Kilometer meinte Christian, der in Berlin knapp vor mir war, dass wir schneller als bei der Citynacht angegangen sind. "Klar, ist ja auch kürzer" antwortete ich und grübelte noch etwas nach, dass die Strecke zwar kürzer, die Belastungsdauer aber annährend gleich ist. Meine wirklich sehr tiefgründigen Gedankengänge wurden dann mit zunehmendem Anstieg des Streckenverlaufs jäh unterbrochen. Gerade die lange Treppenpassage war dabei wieder besonders interessant.

Als es etwas flacher wurde, konnte ich dann den Zahnarzt überholen, aber Marc sahen wir schon lange nicht mehr. Das stellte sich nachfolgend als mittelschweres Problem heraus, denn einige Streckenp(f)osten reagierten nicht gerade übermotiviert auf vorbeilaufende Läufer. So bog ich beinahe auf einen Downhill ein, wurde aber noch rechtzeitig zurückgepfiffen.

Die "Naturtreppen" bergab ging ich dann mit etwas Risiko an, immerhin war es im Vergleich zum letzten Jahr trocken und ich hatte dort mächtig Meter auf Herrn Hein (dieses Jahr arbeitstechnisch verhindert) verloren. In der Tat konnte ich mir dort einen kleinen Vorsprung erarbeiten. In einer harten Linkskurve entlang der Burgmauer wäre ich dann beinahe wieder unten im Ort gelandet, konnte mich aber auf den letzten Weg-Millimetern noch retten. Der nächste Ordner reagierte wieder nicht und so verfehlte ich auch die Auffahrt zur Festung beinahe. Dort ging es dann mächtig steil durchs Tor und mit dem Tageslicht begrüßte einen auch der Zuschauersturm, der mich die letzten Höhenmeter aufs Festungsniveau trug.

Oben angekommen fragte ich dann prinzipiell jeden Ordner nach dem Weg, da ich ja vorgewarnt war. Bei etwa 10 Schlägen über HFmax kann ich eben nicht mehr wirklich klar denken. Der Zahnarzt kam dann nochmal beängstigend nahe, aber auf den engen Wehrgängen mit den vielen Spitzkehren ist ein Überholen nahezu unmöglich. Mit etwas Endbeschleunigung konnte ich dann auch den zweiten Rang sichern, mit fast zwei Minuten Rückstand auf den überstarken Marc.

Im Ziel habe ich dann auch tatsächlich mal die Dusche gefunden, nachdem ich feststellen musste, dass doch viele Leute auf die Idee kamen, einen gelben Rennsteiglauf-Beutel abzugeben. So wurde die Suche doch deutlich erschwert. Taktisch unklug, Fischi. Die Siegerehrung verging dann mit gewonnenem Festungsbrot recht schnell, wobei sich Moderator Bernd und Veranstalter Andreas nonchalant davon bedienten.

Nächsten Freitagabend geht es dann weiter, aber dann ist erstmal Urlaub. Hoffentlich dieses Jahr ohne Marathon...

Festungsfischi

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