Dienstag, 10. November 2015

Stadtlauf-Finale am Gardasee




Irgendwann musste die Statistik ja mal zuschlagen. Nach mehreren erfolgreichen Teilnahmen bei diversen Sportscheck-Stadtläufen war es dieses Jahr soweit. Ich bekam die Nachricht, dass ich beim „Finale“ der Serie im malerischen Riva del Garda dabei sein kann. Nachdem ich mir bei der Familie meinen „Darf-Schein“ abgeholt hatte, habe ich natürlich schleunigst zugesagt und die Bahnfahrt nach München gebucht.

Nach dem tollen Lauf in Dresden war dann zwar etwas die Luft raus und andere „weltliche“ Dinge traten mehr in den Vordergrund. Aber keine Angst, ich werde die Seite nicht in „Dr. Fischi rennt“ umtaufen. Auch konnte ich in unserem „An*-Zimmer“ (Anja, Andreas, Andre und André) auf Arbeit gerade so einen neuen Spitznamen abwenden. Immerhin war ich dann beim Windbergcross schneller als je zuvor unterwegs, aber trotzdem das dritte Jahr in Folge Vierter. Man muss ja auch mal Pech haben. Für Janov blieb damit auch leider keine Zeit, denn am nächsten Wochenende stand auch schon die Reise nach „Bella Italia“ an.

Am frühesten Freitagmorgen ging also meine Deutschlandtour powered by Regionalexpress los. Mein geplantes Nickerchen wurde dabei unsanft von der Schaffnerin beendet, die meinte, mein Ticket unbedingt nochmal kontrollieren zu müssen. Wenn nur etwa zehn Leute im Zug sind, kann man sich auch mal merken, dass man mich schon kontrolliert hat. Jedenfalls war danach nichts mehr mit Schlafen. Das erste Umsteigen in Hof klappte dann trotz Umstiegszeit von drei Minuten hervorragend und in Nürnberg sollte ich ganze acht Minuten Zeit haben. Easy...

Naja, aber der Lokführer dachte sich wohl: „Mei, hier iss'es so schön in der Fränkischen Schweiz, lass'mer den Zug mal ein paar Minuten in der Pampa stehen“. So durfte ich dann meinem ICE nach München noch zuwinken, als wir ganz gemütlich in den Nürnberger Hauptbahnhof einfuhren. Beim Versuch, ihn dennoch zu erwischen, legte ich mich wunderbar auf die Klappe. Ich sprang schnell in den nächsten Zug, an dem „München“ stand. Leider stand davor noch „RB“, was die Reisezeit mal eben verdreifachte und damit meinen Zeitpuffer überpufferte. Der nette Zugbegleiter gab mir aber dankenswerterweise den Hinweis, dass ich in irgendeinem Kaff in einen RE wechseln könne, um etwa 20 Minuten zu sparen. Damit war ich wieder im Rennen!

Beim Umsteigversuch, welcher sich aufgrund erneuter Verspätung als äußerst knapp erwies, landete ich dann unsanft und ungewollt erneut auf der linken Arschbacke, schaffte aber den Zug. In diesem ging es äußerst lustig zu. Eine „mobile Snackbar“ sollte den kleinen Hunger stillen. Diese befand sich laut Zugbegleiter „an der Zugspitze“, wovon wir ja noch einige hundert Kilometer entfernt waren. Auch in Fahrtrichtung Links bzw. Rechts sollte der Schaffner nochmal üben.

In München schaffte ich dann auch alle U-Bahnen knapp und war damit äußerst pünktlich an der BMW-Welt, wo es dann per Automobil weitergehen sollte (Ich hätte ja aufgrund des Münchner Berufsverkehrs lieber den Heli genommen). Auf dem Weg dorthin traf ich dann mit Andrea das erste Mitglied unserer Truppe und da sie mit ihrem gebrochenen Fuß anscheinend genug zu tun hatte, übernahm ich dann mal den Gepäcktransport.

Als wir schließlich alle da waren, ging es endlich an die Schlüssel (Die keine waren). „Leider“ erhielten wir das einzige bayrische Automobilfabrikat ohne „Standardantrieb“. Nach einer kurzen Einweisung in die neuesten Errungenschaften der Automobiltechnik (Was passiert eigentlich, wenn man bei voller Fahrt dieses Pseudoschlüsseldingsbums aus dem Fenster wirft?) ging es dann auch schon zusammen mit Andrea und Marian Richtung Riva. Da Marian nicht unbedingt fahren wollte und Andrea mit ihrem Gips wohl Dauergas gegeben hätte, hatte ich die Ehre, Chauffeur zu spielen. Das Eigenleben unseres Pampers-Bombers bekam ich dann auch relativ gut unter Kontrolle, oder auch andersrum, denn die Kiste bremste auch schon mal vorsorglich, wenn ein LKW am Horizont aufkreuzte. Zum Glück schallte seitens Marian auch immer mal ein „NICHT SCHALTEN!“ nach vorne, sonst hätte ich wohl noch häufiger aus reiner Gewohnheit versucht, am nichtvorhandenen Schalthebel zu drücken, was an einer Mautstelle mal zu einem instantanen Stopp geführt hat.



Karte gerettet
Mit etwas Verzögerung, aber dafür nach reichlich guten Gesprächen, kamen wir dann am Hotel direkt am Gardasee an und waren tatsächlich nicht die Letzten. Sogar der ein oder andere Dreier blieb hinter uns, was mich etwas stolz macht. Bei original-italienischem Abendessen (u.a. Gulasch und Kartoffeln) lernten wir dann auch die Anderen aus der Gruppe besser kennen.

Am nächsten Tag verabredeten wir uns zu einem gemütlichen Läufchen entlang des Gardasees. Erneut verging die Zeit bei guten Gesprächen wie im Fluge. Zum Mittag wollten wir dann in das Örtchen „Limone sul Garda“ fahren. Dort gab es zwar jede Menge Limonenlikör, jedoch keine offene Pizzeria. Als ob Mitte November bei 28 °C keine Saison mehr wäre. Immerhin brachte ich das Kunststück fertig, die Karte meines Hotelzimmers, welche sich dank magnetischer Wechselwirkung am Handy festgesaugt hatte, im Gardasee zu versenken. Nach einer kleinen Klettereinlage konnte ich sie mir aber zum Glück wieder angeln.

Zurück in Riva gab es zum Trost eine Pizza mit etwa 40 cm Durchmesser. Sättigend und äußerst lecker. Danach ging es zur Startnummernausgabe. Was auch immer man hier dem Veranstalter erzählt hatte, ich musste meine Startnummer zusammen mit den Eliteathleten auf der Bühne abholen. Sehr befremdlich, aber der kostenlose Apfelstrudel und die prall gefüllte Startertüte machten den Ausflug zum vollen Erfolg (Außer für diejenigen unter uns, die auf ihrer Startnummer kurzerhand zum Österreicher umgetauft wurden). Zurück im Hotel gab es dann original-italienisches Schnitzel mit Kartoffeln, dazu in einer Portion, die man auf dem Teller mit der Lupe suchen musste. Zum Glück gab es aber eine gut gefüllte Salatbar und zum noch größeren Glück ist man in so einer Truppe voller Gleichgesinnter nicht die einzige „Büffet-Fräse“. Außerdem war in der Startertüte noch Schokolade, womit ich dann bestens auf das Rennen vorbereitet war.



Sonntag. Raceday, Noch vor dem Wecker war ich wach und höre draußen auch schon die ersten Kollegen beim „Auftakt“. Vorm Hotel fiel man regelrecht in den Zielbogen, was sich als äußerst praktisch herausstellen sollte. Gemeinsam liefen Einige von uns zum Start, wo es um 10 Uhr losgehen sollte. Um 9:58 Uhr fiel der Startschuss, ist mir auch noch nicht passiert.

Da es auf dem ersten Kilometer leicht bergab ging, war ich ausnahmsweise mal zu schnell unterwegs, erwischte dafür aber eine Gruppe, die am windigen Gardasee-Ufer etwas Schutz bot, bei heftigem Gegenwind nach einem Tunnel aber zerbröselte. So versuchte ich, den Anschluss auf zwei vor mir laufende Kollegen (Zwei kleine Italiener...) zu schaffen. An einer Verpflegungsstelle verlor einer davon den Kontakt und ich konnte den Vorderen erreichen. Bei etwa Kilometer acht musste ich ihn aber wieder ziehen lassen, denn es wurde am sanften Anstieg Richtung Arco immer schwerer. Den 10-km-Marker passierte ich dann genau in der Zeit von Dresden, aber ich fühlte schon, dass das heute schwerer werden würde. Zum Glück verlor ich im folgenden Streckenteil zurück zum Gardasee nicht zu viel Zeit und ertappte mich auch mal dabei, die grandiose Kulisse zu genießen. Purer Neid kommt in mir auf, wenn man die Anzahl feiner Berge um sich herum sieht. Und ein bisschen Wehmut, dass man hier im flachen Tal rumrennt. Eigentlich könnten sie ja mal einen von ihren Bergen abgeben. Nur einen...

Zielbereich vorm Hotel
Am Lago di Garda angekommen wurden dann die Schritte hinter mir immer lauter. Schöner Mist, dass konnte ich ja gar nicht gebrauchen! Neben den Anfeuerungsrufen „FISCHEEEER!!!“ (stand groß auf der „Elite“-Startnummer vorne drauf) meinte ich, auch mal ein „dieci“ herausgehört zu haben, was ich als „10“ interpretierte. Und weil sich „Top Ten“ ja immer ganz gut liest, hatte ich wenig Interesse daran, diesen Platz noch abzugeben. Damit kam ein Genießen des restlichlichen Streckenverlaufes nur bedingt in Frage. Schnaufend wie eine Dampflok überholte mich der italienische Kollege. So schnaufend, dass ich mir direkt Hoffnungen machte, dass bei ihm nicht mehr allzu viel im Tank sein könnte. Also nochmal auf die Zähne beißen und einen geeigneten Moment abpassen. Kilometer 20 fliegt an uns vorbei. Noch ein paar Meter wartete ich das O.K. der Beine ab, dann ging es vorbei an der Dampflok, die dann auch gleich eine Lücke reißen lassen musste. Vom Zieleinlauf mit unglaublich vielen anfeuernden Italienern bekam ich dann leider nicht mehr viel mit. Irgendwann schob man mich dann zur Seite, um freies Feld für Fotos zu haben, was wohl unglaublich wichtig war. Ich wartete dann noch auf ein paar Mitstreiter und wir kühlten uns im klaren Nass des Gardasees etwas ab und genossen den unschlagbaren Vorteil, das Hotel direkt neben der Ziellinie zu haben.





Die Siegerehrung war dann typisch italienisch-stimmungsvoll. Der Dirigent der Kapelle gab alles und es gab die große Überraschung, dass bei den Herren tatsächlich die schnellsten zehn Läufer geehrt wurden, was meinen Schlussspurt nachträglich aufwertete, mich jedoch in die Bedrängnis brachte, eine Stiege Äpfel mit mir rum zu schleppen. Schön war auch der Versuch des Sprechers, unsere schnellste Läuferin Felicity akzentfrei auszusprechen, wobei ihr Nachname „Milton“ beim deutschsprachigen Zuhörer durchaus mit „Mülltonne“ verwechselbar war. Am Abend gab es nach einer feinen Wanderung noch ein vorzügliches Abendessen mit vielerlei Köstlichkeiten, natürlich nicht im hoteleigenen Restaurant.

Nach einer morgendlichen Klettereinlage, bei der ich gerade noch den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erwischte, ging es dann am Montag auch schon wieder nach Hause. Ein Stau brachte uns dazu, die Heimroute über einen interessanten Pass zu legen, der definitiv nicht dafür ausgelegt war, dass sich Traktoren, Busse und LKWs unserem Tross in den Weg stellen. Trotzdem kamen wir noch gerade rechtzeitig in München an, wo ich natürlich die mitgeschleppten Äpfel vor dem Hauptbahnhof vergaß. Immerhin wartete mein Anschlusszug in Hof, sodass ich noch am Montag im trauten Heim ankam, wo Sohnemann inzwischen ein Jahr älter geworden ist und Mama während meiner Abwesenheit ganz schön auf Trapp gehalten hat.



Abschließend muss ich sagen, dass es herausragende Tage mit einer tollen Truppe Gleichgesinnter waren, wodurch der Spaß an solchen Aktionen natürlich noch einmal potenziert wird. Ich möchte mich bei allen Teilnehmern für die wundervollen Tage bedanken. Ihr wart echt eine dufte Truppe! Ein besonderer Dank gilt natürlich unserem Guide Alice, die alles bestens und offensichtlich mit viel Spaß an der Freude organisiert hat. Ebenso natürlich auch Sportscheck und BMW, die den ganzen Spaß bezahlt haben. Ich habe viele coole neue Leute kennengelernt und ich bin mir sicher, dass ich viele davon an den Startlinien dieser Welt wiedersehen werde.

Fischi



Nachfolgend noch eine kleine Bildauswahl. Es fiel mir wirklich schwer, aus den hunderten Bildern, die unsere Gruppenmitglieder in den paar Tagen geschossen haben, Einige auszuwählen. Danke an Alle für das Einfangen dieser tollen Momente!











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