Samstag, 2. Mai 2015

Stadt-Land-Fluss


Die letzten Wochenenden bestand die Aufgabe darin, in einer eigenwilligen Variation des bekannten Gesellschaftsspiels, Halbmarathons zu den jeweiligen Themenbereichen zu finden. Dabei habe ich mir natürlich wieder Ärger eingefangen, denn trainingstechnisch ist sowas bekanntermaßen ja absoluter Murks und kann zu nichts führen.



Teil 1: Land

Zum dritten Mal in Folge ging es Mitte April zum "Kyffi", während meine Familie diesmal in Berlin war. So ging es alleine auf die lange Fahrt nach Bad Frankenhausen und kurz vor Schluss verpasste mein liebes Navi "Hildegard" dann einen recht wichtigen Abzweig und ich wunderte mich, Barbarossa linkerhand zu sehen. Hilde schickte mich dann tatsächlich über eine Strecke mit (laut Schild) 36 Serpentinen einmal über Deutschland kleinstes Mittelgebirge. Von der falschen Seite kam ich aber trotzdem direkt zum Start und konnte schön vor der Dönerbude parken (Gruß an Guido an dieser Stelle). Interessant war, dass es tatsächlich nur eine Männertoilette gab, während es für die Damen deutlich mehr waren. Da ich die geheime Toilette in Bad Frankenhausen nicht mehr fand, schummelte sich Andrea Fischer mal fix bei den Damen rein.

Los ging es dann recht flott und Biathlet Christian gab erstmal das Tempo vor. Als es dann in den ersten Anstieg ging, koppelte er mich dann auch recht schnell ab. Ich versuchte, die Lücke nicht zu groß werden zu lassen und war damit auch recht erfolgreich und konnte wieder aufschließen. Im Laufe der Fortsetzung des langen Startanstieges verlor ich dann aber doch wieder den Kontakt und hoffte, den Rückstand im Flachen wieder aufholen zu können. Leider hatte ich das Flache als flacher in Erinnerung, und so wurde es langsam schwerer als erwartet. Trotzdem konnte ich Christian überholen und nach einem langen Bergabstück hatte ich schon einen recht beruhigenden Vorsprung. Nur kam jetzt meine "Lieblingsstelle": Entlang eines wirklich ideal gelegenen Flugfeldes verlief die Strecke leicht ansteigend - und wie fast immer mit ordentlichen Gegenwind. Das war dann auch irgendwann dem Führungsmotorrad zu doof und es verweigerte kurz vor Schluss den Dienst. Ohne Eskorte und mit letzten Kraftreserven ging es nun dem Ziel entgegen, wo uns im Trubel des Zieleinlaufs der 2 und 8-km Strecken kaum einer mitbekam.

Nach langem Warten auf die Radfahrer, bei denen diesmal ein Triathlet, der sich für einen Mountainbiker hält, der sich für einen Raben hält, ganz ordentlich dabei war, ging es dann zusammen mit Mani nach Berlin, um den Rest der Familie abzuholen.


Teil 2: Stadt

Eine Woche später. Das Bein-Aua ist glücklicherweise gegen Mitte der Woche besser geworden. Eigentlich wollte ich ja nicht in Leipzig laufen, aber wenn man halt einen Gutschein gewinnt (Wintermarathon), muss man ja. Mein Plan war ursprünglich, hier nur die 10 km zu laufen, aber deren Bestzeit wäre ja dieses Jahr schon abgehakt. Also wieder Halbmarathon. Zu meiner Freude startete auch mein Erfurter Vereinskollege Christoph und wir wollten versuchen, im Bereich unserer persönlichen Bestzeiten anzugehen. Damit wurden wir am Start natürlich erstmal durchgereicht (warum schreibe ich das eigentlich noch?), aber nachdem alle "Kugelblitze" überholt waren, ordnete sich das Duo in Orange auf Rang sechs und sieben ein. Bis zur Halbzeit konnten wir aber zwei Plätze gutmachen und hatten vor uns noch ein Duo, das sich nicht weiter von uns lösen konnte. Trotz recht großem Abstand blieb ich optimistisch, dass hier noch etwas möglich ist. Etwa bei km 15 verlor dann tatsächlich der Kollege aus Eritrea de Kontakt zu seinem Mitläufer und der Abstand zu uns wurde langsam kleiner. Die Aussicht auf Rang drei ließ uns nochmal alle Kräfte mobilisieren und ich konnte mich etwas von Christoph lösen. Das Tempo wurde dabei nicht unbedingt schneller, aber die Schmerzen größer.

Bei km 18 hatte ich Ihn dann und er ließ mich ohne Gegenwehr passieren. Christoph sammelte ihn etwa einen Kilometer ein und lag damit auf Rang vier. Auch der Zweitplatzierte (Roy Meingast) kam noch fast in Reichweite, aber vorher ging mir dann die Strecke aus. Zu meiner Freude zeigte auch die Uhr Erfreuliches an, womit dann auch die zweite Bestzeit 2015 geknackt wäre. Fehlt eigentlich nur noch ein Marathon, aber dieser Fall ist aktuell noch sehr unwahrscheinlich.


Teil 3: Fluss

Nächstes Wochenende, nächster Halbmarathon. Diesmal ging es wie immer von Pirna nach Hause, linksseitig der Elbe. Los ging es kurz nach 7 Uhr mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Beim Warten auf die Bahn sprach mich ein Physiotherapeut auf meine Haltung an. So schlimm ist es also schon. Einen älteren Herrn wies ich am Bahnhof darauf hin, dass sein Rucksack offen war. Er meinte nur: "Vielen Dank! Das ist eine sehr nützliche Information!" Der Morgen begann ja gut. Am Bahnhof traf ich auf Kristin, die ich in letzter Sekunde davon überzeugen konnte, die S1 nach Königsstein zu nehmen, wenn sie Marathon laufen will. Ich selbst wartete artig auf die den Halbmarathonis bestimmte S2, welche aber proppevoll war. So lies ich diese auch fahren und traf dann noch Marcel, mit dem ich mir einen gemütlichen Sitzplatz in der folgenden Bahn ergattern konnte.

So kam ich dann auch sehr entspannt am Start an. Dort ging es auch zeitnah los und Marci machte sich zusammen mit Danny direkt mal vom Acker. Ich lief schnell alleine an Position drei. Der Diesel lief dabei ganz gut und die Kilometerzeiten schwankten nur um maximal eine Sekunde. Gegen Rennhälfte kam mir Danny plötzlich näher und ich konnte ihn passieren und machte sogar etwas Boden auf Marci gut. Irgendwann konnte ich sogar lesen, was denn auf Marcis etwa 85 Jahre alten Baumwollshirt stand und unter dem Blauen Wunder waren wir dann zu zweit. Ihm ging es nicht besonders gut und so erledigten wir das letzte Drittel gemeinsam. Zwei Kilometer vor Schluss kam dann ein Antritt von Marci und ich verabschiedete mich bereits höflichst nach hinten. Allerdings war ich ganz schnell wieder dran. Zusammen ging es dann Richtung Ziel und als ich die Zeit vor dem letzten Kilometer sah, versuchte ich nochmal zu beschleunigen. Es blieb beim Versuch und Marci konnte am Ende ein paar Meter zwischen uns legen, was er aber mit heftigen Krämpfen im Ziel bezahlt hat. Ich versuchte mich derweil bis zum Eintreffen der Sanitäter als Ersthelfer.

Da diese Aktion ja einen Doppelsieg für den USV Erfurt darstellt und ich meiner Halbmarathon-Bestzeit, die ja immerhin schon 7 Tage alt war, erneut ein paar Sekündchen abknabbern konnte, würde ich den ganzen Spaß als sehr gelungene Aktion bezeichnen.


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