Tag 1: Wind, Regen, ARAF
Pünktlich um gemütliche 4:11 Uhr ging
für mich am S-Bahnhof die Reise los, mit dem Ziel, irgendwann im
Laufe des Tages den Startort der WCR, Caernarfon, zu erreichen. Dies
aber erst nach einigem Zickzack durch die Republik, um in Frankfurt
auf unseren Deutschland-20er zu treffen.
Aber zuerst (noch vor um 5) die
Erkenntnis, dass die Kombination aus Windows und Deutscher Bahn recht
tödlich ist (s. Bild), gefolgt von einer Beobachtung zweier Damen,
die verzweifelt versuchen, an ihren Autoschlüssel zu kommen, welcher
in selbigen lokalisiert war. Zusätzlich noch ein Rabe, der die
Abfälle der letzten Nacht durchkämmt. Alles schon viel zu
interessant für diese Uhrzeit, deshalb habe ich die Fahrt nach
Berlin erst mal verschlafen, wobei nachfolgend der weit längere Teil
– Fahrt durch Berlin – von einer überwältigend zu nennenden
Durchschnittsgeschwindigkeit geprägt war. Alles nur, weil mein
Startflughafen ja noch nicht existiert. Brandschutzverordnung sei
Dank.
Der Flug war dann ziemlich turbulent
und die Landung kam mehr einen Absturz gleich, dafür klappte es dann
in Birmingham geringfügig besser. Jedenfalls haben sie schöne
englische Klassiker gespielt bei British Midlands, aber „Rocket
Man“ vor dem Start muss nicht sein...
Und auch bei den Ansagen musste ich
immer schmunzeln und an George Carlin denken (s. Video).
Einen kleinen Schreck bekam ich nach
der Landung beim Blick Richtung Tower: Irgendwer hatte da 5 Ringe
dran gehangen, und somit hat irgendwer offensichtlich die Stadt
verwechselt, hoffentlich nicht der Pilot. Es sollte nicht das letzte
Mal bleiben...
In der Stadt, die sich glücklicherweise
doch als Birmingham herausstellte, herrschte dann auch feinstes
Englisches Sommerwetter: 10°C, Wind und Regen, angereichert mit
Engländern in Sommerklamotten und einer Extraportion Stau. Da wir
also teilweise sehr ARAF unterwegs waren, kamen wir mit geringfügiger
Verspätung von knapp 3 Stunden irgendwie hier mitten im Nirgendwo an, nachdem wir irgendwie uns unseren Weg über überflutete
Passstraßen bei Walisischen Sommerwetter (welches etwas regnerischer
als das Englische ist...) bahnten, vorbei an völlig unverständlichen
Verkehrsschildern voller „Y“ und „L“, aber dafür ohne
Vokale.
Zitat des Tages (Tino Z., 10 min vor
der Ankunft, auf überfluteten Staßen): „Seit Sören die 2. Hand
am Steuer hat, fühle ich mich etwas besser.“
Tag 2: I hate Crossfoxes!
Raceday.
Mutmaßlich typisches Walisisches Sommerwetter. Zumindest hatten wir ersten
drei Läufer das zweifelhafte Vergnügen, bei Wind und Regen durch
Wales zu brettern. Mein Warmlaufen (was für ein absurder Begriff bei
diesen Bedingungen) wird also auf ein Minimum reduziert und dann geht
es auch schon los. 12,3 Meilen, erst hügelig, dann flach, dann ein
Berg. So postuliert es zumindest das Streckenprofil. Das „hügelig“
war dann schon welliger als gedacht, aber durch die schnellen
Bergabpassagen war das Tempo der Spitzengruppe recht hoch. So
beschloss ich nach 3 km, dass HM-Tempo wohl doch angebrachter ist und
fand dann auch recht schnell meinen Rhythmus.
Nachdem mich dann
2 der Team-Skodas überholt hatten, kam es dann, wie es kommen
musste: Die Kreuzfüchse schlugen zu. Zwei rote Augen und eine orange
Nase blinkten abwechselnd und es tutete und rauchte heftig. Mir ging
sofort das ca. 70-seitige Regularium durch den Kopf, welches die
Überquerung aktiver Kreuzfüchse mit Disqualifikation der gesamten
Staffel ahndet. Da ich das (auch aus Gründen der eigenen Sicherheit
– schließlich kann ich bei weitem nicht allen aus unseren Team
wegrennen) nicht riskieren wollte, wartete ich also bis sich das
eiserne, dampfende, nicht enden wollende Ungetüm bedächtig mit der
gefühlten mittleren Geschwindigkeit einer südfranzösischen
Weinbergschnecke über die Straße bewegte. Ziemlich sauer wegen
dieser Zwangspause ging es dann weiter. Kurz danach wartete das
Alex-Auto samt Insassen, die doch etwas erstaunt über meinen rasant
anwachsenden Rückstand waren.
Das letzte
Streckendrittel war dann die Hölle :D
Der in der Karte
im Mittel als recht sanft angegebene Anstieg entpuppte sich als
Wechselspiel zwischen steilen, langen Rampen und kurzen, ebenso
steilen, Bergabpassagen. Dazu wurde es mit steigender Höhe und
abnehmender Baumzahl zunehmend kühler. Landschaftlich war die Gegend
sicherlich wunderbar, gerade auf der Passhöhe, aber viel mitbekommen
habe ich davon nicht mehr. Erstens waren bei mir schon so viele
Lichter aus (immerhin besser als Crossfox an...), und zweitens war
durch meine optische Sehhilfe nicht mehr wirklich viel zu erkennen.
Wie auch immer, ich kam irgendwann im Ziel an (wobei mir beim
abschließenden Downhill ständig von der Straße vorgehalten wurde,
wie ich unterwegs war: ARAF). Dort hörte es natürlich prompt zu
regnen auf und es wurde sogar sonnig, was sogar die Einheimischen
etwas überraschte (Gestern wurde ich gefragt, ob ich denn auch bei
Sonnenschein trainiere...).
So hatte der Rest
von uns ziemlich Glück mit dem Wetter und sie kamen alle laufend an.
Bis auf Steffen, der gehend das hintere Viertel der Teams ziemlich
demotiviert hat. Ziemlich gemein sowas... Geführt haben wir nach
Etappe 4 auch sogar mal, aber deswegen sind wir ja nicht hier.
Zur abschließenden
Krönung des Tages ist hier im Leisure Center wohl vor lauter Leisure
das warme Wasser ausgegangen, aber kalt Duschen bin ich ja
mittlerweile hier gewohnt, wenn auch nur im Freien.
Und als Walisisches
Wappentier (Ist ein Drache ein Tier?) habe ich mich auch noch
versucht...
Morgen kommt
übrigens angeblich ein Tiefdruckgebiet.
Tag 3: Princes of the Mountains
Nachdem unsere
Ausgangslage in der Kategorie, in der wir vorne dabei sein wollten,
ja unter anderem durch meinen kleinen Zwist mit dem Crossfox nicht
sehr berauschend war, oblag es heute zuerst Harzi (um 7 Uhr
Ortszeit), dann Thomas (Königsetappe) und zuletzt Sören (sollte es
uns nochmal ins Land des Roten Drachens verschlagen, dann will ich
diese Etappe haben), dies zu ändern. Aber der Reihe nach...
Nachdem ich von
der Gemeinschaft der
zu-früh-aufstehenden-und-jede-Menge-Hektik-verbreitenden Briten
unsanft aus süßem Schlummer gerissen wurde, 3 Scheiben Toast
verdrückte (zu je 20p: „Try to get this in Germany!“) und mit
viel zu heißem Wasser duschen durfte (im Mittel war das Duschen also
sehr angenehm), ging es bei wider Erwarten gutem Wetter (OHNE Regen
und später sogar Sonnenschein, erstaunlich bei gefühlten 3
Sonnenstunden im Jahr) auf zur „support- and navigation mission“
(ist nicht ganz einfach, wenn jeder Ort „Llangwyynfllyndyryn“
oder so heißt, und auch noch 6 Mal in Wales vorkommt). Gleich auf
der ersten Etappe nahmen wir eine „Abkürzung“ über eine
Neben“straße“... Die war auch noch voller Schafe, der dominanten
Lebensform in Wales (nach Mäusen und Delfinen natürlich!). Willi
Wolli fühlte sich unter Millionen seiner Artgenossen sichtlich wohl
und Harzi kochte erst mal den Veteran und mehrfachen Sieger von
Etappe 11 eiskalt ab, wobei er seine Kotzgrenze wohl sanft aber
nachhaltig überschritten hatte und im Ziel erst mal das Revier
markierte. (Foto erspare ich euch, behalte mir aber vor, es
gegebenenfalls als Druckmittel einzusetzen...)
Nachdem Stephan
seinen Etappensieg denkbar knapp verpasste legte Thomas einen
Höllenrit auf der Königsetappe hin und versenkte die geamte
Konkurrenz bergauf. Wahrlich eine großartige Leistung, mit der wir
uns am Ende auf einen zweiten Rang in der Bergwertung schieben
konnten. Nur der RC Serpentine, ein Londoner Laufclub mit mehr als
2000 Mitgliedern, der sämtliche Kategorien wiederholt gewann, lag in
der Endabrechnung in Cardiff Castle noch vor uns. Gemeinsam lief dort
(fast) das gesamte Team ins Ziel, nur der Rennsteigvauxhall war mal
wieder nicht aufzufinden...
Trotz Hotelzimmer
statt Turnhalle (Transalp-Feeling Adé!) war Erholung fern, denn
morgen sollte es ja auf die Rückreise gehen:
Tag 4: „Wir beginnen jetzt mit
dem Landeanflug auf Paris.“
Birmingham Airport, ohne Worte... |
Kein Witz. Dieser
Satz spiegelt ein bisschen die Odyssee wider, welche ich seit meiner
ersten Buchung erlebt habe und die nun fortgesetzt wurde:
- Erste Buchung: Berlin-Birmingham direkt
- Mitteilung: „Ihr Flugplan hat sich geändert.“, auf deutsch: beide Flüge sind ca. 6 Stunden später und damit nicht mehr machbar.
- Umbuchung: Jetzt beide Flüge mit Stopp in Frankfurt.
- Existenz des Startflughafens wird negiert.
- Mitteilung: „Ihr Startflughafen hat sich geändert.“ (Wie kann man etwas, ausgehend von etwas nicht existenten, ändern?)
Nachdem der Hinflug wenigstens gut
funktioniert hat (bis auf die „Landung“ in Frankfurt), waren wir
mit unseren Superb-Konvoi (+Rennsteigvauxhall) pünktlich in
Birmingham, aber unser Fliecher nicht (6.). Angeblich wegen
schlechtem Wetter, aber in Birmingham war es deutlich englischer als
in Frankfurt). Trotz einer weiteren Trainingseinheit im Terminal 1
flog FH 182 also ohne mich ab (und landete auch ohne mich, um die
Kausalität zu erhalten, 7.). Da die Flüge nach Dresden und Leipzig
schon überbucht waren, flog ich also mit dem nächstbesten Fliegzeug
nun doch nach Berlin, mit ein wenig Resthoffnung, meinen gebuchten
Bus noch zu erreichen. Wider Erwarten waren wir dann wieder gut im
Zeitplan und ich hätte nach der Landung (die laut Pilot in Paris
war, was mich bei den Blinsen heute vorne in der Hähnchengrube nicht
gewundert hätte) ca. 20 Minuten Zeit gehabt. Aber zum Glück gibt es
ja noch
- Das Gepäckband.
Dieses zeigte relativ zügig an, dass
jetzt Gepäck aus Frankfurt kommt. Kam aber nicht... Worauf es sich
nach 10 Minuten wieder abschaltete, nur um kurz darauf (nur um mich
zu ärgern) wieder ansprang, nach 10 Minuten aber wieder leer stehen
blieb. Ein Techniker des Flughafens Tegel (wird Zeit, dass dieser
Schrotthaufen abgerissen wird) schaute sich die Sache an,
beantwortete keine einzige Frage des mittlerweile bestens gelaunten
Publikums und verschwand mit einem genuschelten „ichkümmermichdrum“
im Nirgndwo.
Kurz darauf kam doch tatsächlich Zeug
aufs Band und sogar mein blauer Turnbeutel war dabei! Den Bus habe
ich natürlich um 5 Minuten verpasst (9.) und nun schlage ich mich
mit Hilfe der Deutschen Bahn Richtung Dresden durch. Meine Sorge, ein
Kartenkauf könnte durch einen übervollen virtuellen Speicher
scheitern, erwies sich zum Glück als unbegründet, obwohl das dieser
Geschichte doch einen wunderschönen geschlossenen Handlungsstrang
beschert hätte.
Fischi
Zur Belohnung an die Finisher dieses
Eintrags: Die Auflösung vom letzten Mal lautet: „Sie werden beide
von Elisabeth regiert.“ Bis bald!
Klasse Beitrag, ich habe mich köstlich amüsiert! Und lag natürlich falsch beim Raten...
AntwortenLöschenGeorge Carlin ist brillant!