Eigentlich wollte ich ja keine
Mountainbike-Etappenrennen mehr fahren, aber da ich irgendwann Ende
letzten Jahres (genauer gesagt: auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt)
hinterlistig überfallen wurde und danach offensichtlich mit Ellis
Papi im Team angemeldet war, muss ich morgen wohl doch ran.
Nun sitze ich hier im Schwarzwald, den
ich nebenbei bemerkt (noch) sehr schön finde und hoffe, dass alles
nicht so schlimm wird. Ich fürchte nur, diese Hoffnung ist
angesichts der Streckenprofile vergebens, aber noch lebe ich ja.
Jedenfalls ist unsere Bleibe für die
nächsten Tage sehr idyllisch im Tal gelegen. Auf deutsch: Man hat
hier sowas von keinem Handy-Empfang und über die Verfügbarkeit von
Internet muss ich glaube ich nichts sagen ;-)
Alles nicht weiter tragisch, bleibt man
doch gut in Form, wenn man zum telefonieren ca. 200 Höhenmeter
zurücklegen muss. Nun gut, bei der Buchung scheint irgendjemand der
Starks angegeben zu haben, dass nur Guidös oder Patricks kommen. Da
nun aber keiner von denen dabei ist (was ja nur beim Guidö
verwunderlich ist, was mich daran erinnert, dass eine Vortäuschung
einer Krankheit vielleicht gar keine so schlechte Idee gewesen wäre),
müssen wir uns hier mit einer Deckenhöhe von gefühlten 1,82 m
durchschlagen. Gestern beim Duschen fühlte ich mich direkt etwas wie
Dirk Nowitzki, als ich ständig mit dem Ellenbogen gegen die Decke
stieß...
Tag 1: Donaueschingen – Grafenhausen:
„Go for Go!“
Raceday. Nun sollte sich also zeigen,
ob meine „intensive“ Vorbereitung ausreichend war. War sie
anscheinend übrigens nicht...
Jedenfalls ging Ellis Papi (der ja
eigentlich EdFK heißt, aber des Weiteren mit EP Vorlieb nehmen muss)
ziemlich flott an und überholte erstmal hunderte Fahrer. Ich mit
zunehmenden Respektsabstand hinterher...
Zwischendurch hat sich dann noch
irgendeine rosa-getigerte Kamikaze-Fahrerin durchs Feld geprügelt.
Als sie dann 2 Fahrer vor mir war, ist sie im Busch hängen geblieben
und hat sich mit einem Quieken Richtung selbigen verabschiedet. Ein
Problem weniger...
Als dann an einem der letzten Anstiege
der EP noch meinte, er überlege, wie er hier schieben könne, war es
also klar, dass der Fischi dann doch etwas langsam unterwegs war.
Aber dennoch fuhren wir ziemlich konstant durch die Gegend und wurden
auch nicht überholt (im Gegenteil), also alles im grünen Bereich.
Bis 4 km vor dem Ziel, wo der EP es fertigbrachte, eine seiner
Speichen zu entsorgen, was bei Tubeless-Reifen zum sofortigen
Druckabfall führt. Also schnell ein Schlauch eingezogen und weiter
im Text. Im Ziel ging es mir dann wieder recht gut und ich bin auf
die nächsten Tage gespannt, an denen noch etwas an der
Höhenmeterschraube gedreht wird.
Am Streckenrand gab es heute übrigens
ein paar Schwarzwälder, die ein Schild mit der Aufschrift „Go for
Go!“ hoch hielten. Das mag auf den ersten Eindruck keinen Sinn
ergeben... und in der Tat, es ergibt auch keinen. Morgen wird alles
besser..
Tag 2: Grafenhausen – Schonach:
E-Bike gefällig?
Heute ging es zum Ort mit der größten
Kuckucksuhr der Welt. Der Wahnsinn! Und als „Streckenhighlight“
vorbei an irgendeiner doofen Brauerei. Was auch immer. Jedenfalls
meinten die Kommentatoren am Start, dass es heute auf der ersten
Hälfte recht schlammig werden könnte, was wahrscheinlich darauf
zurückzuführen ist, dass es die ganze Nacht lang geregnet hat.
Wunderbar!
Von den versprochenen Schlammpackungen
war erstmal nicht viel zu sehen, aber der EP machte wiedermal ab
Beginn mächtig Druck und und radelte bald fröhlich quatschend 20 m
vor mir...
Trotzdem lief es am Anfang ziemlich gut
und wir überholten viele parkende Mitstreiter. Auch Küfis Papi kam
bald in Sichtweite, aber der Schlamm ließ dann noch eine Weile auf
sich warten, kam dann aber in überwältigender Überzahl. So
schlidderten wir die Abfahrten herunter und ich hätte mir beinahe
noch einen Extra-Stromschlag vom Weidezaun geholt. Nach ein bissel
Geschiebe, wo ich eine Menge Plätze gutmachen konnte (aber natürlich
anschließend wieder auf EP warten musste), ging es dann auch bald in
den letzten langen Anstieg und der EP meinte, dass es ihm nicht mehr
besonders gut ginge. Aber das Ziel war nicht mehr weit und ca. 300 m
davor musste er sich noch seine Kette irreparabel mehrfach verknoten,
sodass ich ihn bis zum Ziel geschoben habe. Da das TBR-Mixed-Team
heute Zweiter war, durften wir auch noch eine ganze Weile da bleiben.
Eigentlich wollte ich ja mein Rad reparieren, da es pro Radumdrehung
4-5 verschiedene Geräusche macht, aber das muss wohl warten.
Highlight heute am Streckenrand: Ein
Schild mit der Aufschrift: „E-Bikes zu vermieten!“ Ich hätte
fast zugeschlagen ;-) Aber es lief heute ja schon um Einiges besser
als gestern. Morgen gibt’s viele Abfahrten, da sollten wir
chancenlos sein...
Tag 3: Schonach – Bad Rippoldsau/Schapach:
Level 2
Nach einem kurzen Anstieg zu Beginn
ging es heute eine lange Abfahrt herunter, an der ich den EP beinahe
verloren hätte und das Elli schon sehr nervös wurde. Als ich aber
beim folgenden endlos langen Schiebestück den Schongang (im wahrsten
Sinne des Wortes) eingelegt hatte, tauchte er wieder auf und ich war
erstmal erleichtert. Aber nicht lange, denn ab dem Schiebestück
tauchte die Geräuschkulisse wieder auf und ich machte mir mit meinem
ca. fünf-stimmigen Konzert recht wenig Freunde. Irgendwie macht es
aber auch verdammt viel Sinn, ewig lange Schiebepassagen an den
Beginn einer Etappe zu legen. Zumindest fällt mir das als Läufer
anscheinend leichter als vielen Radfahrern und so konnte ich an
solchen steilen Stücken sogar etwas entspannen.
An den wenigen Anstiegen, die dann doch
auf dem Arbeitsgerät zu bewältigen waren, machten wir auch wieder
reichlich Boden gut und bald kam auch schon die altbekannte
Kamikaze-Fahrerin in Sichtweite, was mir etwas Unbehagen bereitete.
Zurecht, wohlgemerkt, denn als ich wiedermal direkt hinter ihr war,
zerstörte sie mit dem Versuch, unter Volllast zu schalten, ihre
Kette, was sie mit einem lauten Quieken kommentierte, gefolgt von ein
paar italienischen Flüchen. Nun hatten wir also wieder unsere Ruhe
und konnten die schöne Landschaft genießen. Die Strecke der letzten
20 km kam mir dann vom Vorjahr sehr bekannt vor, damals sind wir sie
in umgekehrter Richtung gefahren. Inklusive einem ca. 75 cm breiten
Tunnel mit Kurve und unebenen Boden, der mich dank dunkler
Sonnenbrille über alle möglichen Bedeutungen des Namens
„Schwarzwald“ nachdenken ließ. Die folgenden Trails möchte ich
mal frei nach Uli Stancio als recht „flowig“ bezeichnen, auch
wenn ich in der Artistik-Wertung immer noch nicht zum Vater aufholen
konnte, der nach wie vor knapp mit 1:0 führt. Kurz vor Schluss (4
km) dann die Gemeinheit des Tages: Wir fahren ca. 100 m am Ziel
vorbei, aber dürfen noch ein kleines Schleifchen mit ca. 200 hm
drehen. Mit viel Wut und etwas Cola im Bauch und viel Gequietsche
wurden diese auch noch vernichtet.
Jetzt habe ich wohl einen Tinnitus und
mein Hinterrad schafft noch etwa eine halbe Umdrehung. So wird das
schwer, dem EP zu folgen. Level 2 eben.
Laura und Basti konnten heute sogar
gewinnen, während Mani dehydriert im Bett liegt. Anscheinend völlig
normal in dieser Familie ;-)
Tag 4: Bad Rippoldsau/Schapach - Sasbachwalden
Heute sollte es wieder viele Trails
bergab geben. Es sah also mal wieder düster für uns aus, also wurde
erneut Überleben als Tagesziel definiert. Jedenfalls ging es erstmal
bergauf und der Vater machte wie gewohnt Druck. Da wir dank des guten
Ergebnisses von gestern mittlerweile einen viel schöneren Startblock
haben, überholten wir die „üblichen Verdächtigen“ schon früher
als gewohnt. Ansonsten ging es wie immer munter rauf und runter, aber
das ist ja bei über 10000 Höhenmetern an fünf Tagen relativ klar.
Das runter war an einer Stelle wirklich sehr munter. Zumindest war es
recht „grobkörnig“ und der EP reihte seine Reifenflanke in die
lange Liste von von Starks zerstörter Racing-Ralph-29er ein. Also
wieder einmal Zeitverlust und dank „Milch“ im Festkörperzustand
auch keine Dichtheit. Ich weiß irgendwie auch nicht so ganz, was das
ganze Tubeless-Zeuch soll, denn (Spoiler!) auch mein 3. Etappenrennen
ging defektlos an meinem lieben Radon vorüber.
Apropos Defekte: Beendet wurde die
Etappe mit steilen Trails bergab mit vielen Mitstreitern, die
ebenfalls ein kreatives Päuschen zur Reifeninnendruckerhöhung
einlegten. Hier kamen wir aber defektfrei runter. Anders als Küfis
Papa, dem wir kurz vor der Ziellinie begegneten und der seinerseits
den Schwierigkeitsgrad dank delokalisierter Hinterradbremse erhöhte.
Laura und Basti haben schon wieder
gewonnen und ich dachte, dass ich nach einem Wechsel der Bremsbeläge
wieder geräuscharm durch die Gegend gurken kann. Nix da... Nach der
ersten Abfahrt war mein Orchester wieder da und ich im Ziel völlig
bedient. Irgendwie hat der Techniker dann die Bremsen doch annährend
schleiffrei bekommen, aber das half vorerst nur im Schieben. Beim
Fahren das bekannte Bild (bzw. Geräusch). Jetzt ist das Rad
interessanterweise trotzdem wieder geräuschlos und ich hoffe, dass
das morgen bitte so bleibt. 95 km mit 2440 hm halte ich allein
psychisch nicht mit so einer !?%&$§ durch...
Der Mani wurde übrigens inzwischen ins
Krankenhaus gebracht und ich habe ihn mit Elli abends noch besucht.
Es wird immer interessanter hier. Schade, dass der Spaß morgen schon
vorbei ist.
Ach ja, ich darf feierlich den
Ausgleich zum 1:1 verkünden. Glücklicherweise gibt es leider
(ooooch...) keine Zeugen, wie sich der Fischi in einer sich im
Nachhinein doch als zu eng erwiesenen Linkskurve sich sportlich aber
unelegant über den Lenker verabschiedet hat. Es bleibt hier also
spannend...
Tag 5: Sasbachwalden - Pforzheim
Ist doch schön, wenn der heißeste Tag
des Jahres mit der längsten und schwersten Etappe, die noch dazu
viel früher startet als sonst (und wir die längste Anreise aller
Tage haben) zusammenfällt. Selbst mein Radon hat so viel Bammel,
dass es lieber nix sagt. Würde ich ihm auch raten! Nur gut, dass wir
gestern am Ende den ganzen verfl&§/!$&% Schwarzwald runter
gefahren sind, also gibt es heute erstmal knapp Tausend Höhenmeter
nahezu am Stück zum Frühstück. Ansonsten gibt es erneut noch mehr
Berge, Abfahrten, Trails, Täler, usw. Alles ganz fein, aber
irgendwann muss ja auch mal gut sein.
Als wir durch ein Festzelt fahren,
zweifle ich kurz an mir, ob ich lieber dem Mani Gesellschaft leisten
sollte. Da die anderen angeblich aber auch durch das Zelt gefahren
sind, scheint es also wirklich so gewesen zu sein. Wenigstens war die
Stimmung super.
Der Vater macht wie gewohnt mächtig
Betrieb und ich hechel in gewohnter Manier hinterher und sammle ihn
bergab wieder ein. Ein paar Kettenklemmer machen den EP dann doch
etwas nervös und als er vor einer Kurve zwar bremst, aber nicht
lenkt und vor dem Absperrband stehen bleibt, ermahne ich ihn, sich
für die letzten Kilometer zu konzentrieren.
Etwa 6 km vor der „final destination“
scheint der EP dann doch noch in letzter Minute die Sturzwertung für
sich entschieden zu haben. Jedenfall kam er nach der Abfahrt ziemlich
bedröppelt angefahren und meinte, sich nicht erinnern zu können,
was passiert sei. Ich fuhr mit ihm relativ gemächlich ins Ziel und –
um eine längere Geschichte kurz zu halten – wir haben ihn im
Krankenhaus gegen Mani getauscht...
Laura und Basti haben leider den
Gesamtsieg mit 6 Sekunden unglaublich knapp verpasst, nachdem sie
heute über 11 Minuten aufgeholt hatten.
EPILOG
Nachdem ich also neben dem Markus der letzte unserer 7 Fahrer bin, der nicht von Erbrechen und Durchfall geplagt wurde und auch alle Betreuer (außer Ellis Mama) inklusive der kleinen Tessa sich leerspülen ließen, hoffe ich jetzt mal, dass es mich nicht auch noch verspätet erwischt. Unser Lazarett in den Vogesen war dann doch sehr schön, auch wenn ich die meiste Zeit mit dem Gesundpflegen meiner Elli verbrachte. Meine Bremsen halten bis jetzt auch den Schnabel und jetzt gehts wieder ans Laufen.
Fischi
EPILOG
Nachdem ich also neben dem Markus der letzte unserer 7 Fahrer bin, der nicht von Erbrechen und Durchfall geplagt wurde und auch alle Betreuer (außer Ellis Mama) inklusive der kleinen Tessa sich leerspülen ließen, hoffe ich jetzt mal, dass es mich nicht auch noch verspätet erwischt. Unser Lazarett in den Vogesen war dann doch sehr schön, auch wenn ich die meiste Zeit mit dem Gesundpflegen meiner Elli verbrachte. Meine Bremsen halten bis jetzt auch den Schnabel und jetzt gehts wieder ans Laufen.
Fischi
TBR-Bike Team nach getaner Arbeit in den Vogesen |
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