Montag, 22. Oktober 2012

Heimspiel




Uiuiui, ich möchte nie wieder hören, dass ich in irgendeiner Form professionellen oder leistungsorientierten Sport betreibe! Gestern lieferte ich den Beweis, dass das definitiv nicht der Fall ist. Also glaubt es endlich mal...
Es war also Dresden Marathon, und erstmals in meiner DD-M Geschichte konnte ich ausschlafen und im vertrauten Umfeld den Tag beginnen. Soweit wäre also alles in Ordnung, wenn ich nur nicht am Vortag gewissermaßen den Küfi gegeben hätte. Wir haben noch bei einem Umzug geholfen, was ziemlich genau sieben Stunden gedauert hat und zur Folge hatte, dass ich mich am Morgen kaum mehr bewegen konnte (sollte das nicht erst NACH dem Lauf der Fall sein?). Aber ein Profi macht halt mal eben 7 Stunden Vorbelastung ;-)
Erstmals war ich also direkt vor dem Start froh, heute keinen Marathon laufen zu müssen. Im Vorfeld kam mir ja genug Unverständnis entgegen, dass ich nur Halbmarathon laufe, was total toll ist, wenn man sich selbst nicht sicher ist... Ich gelobe auch feierlich Besserung!

Ich werd' euch allen...
Zum Start ging es dann ganz entspannt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die ich dann direkt fast und Elli noch faster verpasst hätte. Warm war ich also schon mal.
Ich würde jetzt gerne den Satz: „Am Start traf ich dann auch viele bekannte Gesichter.“ schreiben, aber unglücklicherweise versteckten sich die meisten erfolgreich.
Fünf Minuten vorm Start stellte ich fest, dass ich ja noch in den Startblock muss. Der war schon proppevoll, aber ich nahm meine „Elitenummern“ mal als Ticket für Reihe zwei. Vor mir nur noch ein Typ mit langer Hose, Thermo-Weste, Mütze, Kopfhörern und Schmartphone. Alles klar...
Als ich mit dem Startschuss erstmal diesen parkenden Gadget-Eskimo umkurvt hatte, kam mir auch sogleich die nächste Gattung von im Regelfall unausstehlichen Zeitgenossen in die Quere. Jaaa, ich sprechen von sogenannten Nordischen Gehern, die ja gerne mal in Anlehnung an militärisch äußerst effiziente Truppenformationen im Stile einer griechischen Phalanx die Ideallinie blockieren. Diesmal hatte ich die Ehre, einem besonders feinen Exemplar zu begegnen: Dieses machte sich gerade daran, seine ca. 110 kg nachhaltig aber unelegant über die Absperrung zu befördern. Dabei schwang er auch einen seiner Schaschlikspieße gefährlich nahe an meinem Guckerchen vorbei... Erster Schreckmoment nach 10 Metern überstanden, das kann ja was werden. Vielleicht noch eine Fußhupe oder so?

Die gab es zum Glück nicht, aber einen Kerl, der mich zweimal umrennen wollte, weil er auf die andere Seite der Gruppe wollte und mir dabei die Beine wegzog. Zum Glück divergierte das Tempo besagter Gruppe schnell von meiner Zielpace weg, sodass ich mich zum nächsten Häufchen begab. Dieses bestand aus zwei kenianischen Damen, die mir aber deutlich zu wenig Windschatten boten, sodass ich alleine weiter zog. Nebenbei quatschte ich noch kurz mit Stephan, bis sich unsere Wege trennten und er eine PB auf der 10-km-Strecke lief.

Von nun an, also etwa nach 5 km, war ich alleine unterwegs und konnte mich kaum entscheiden, wo ich denn auf den breiten Straßen laufen soll. Im Großen Garten wartete dann auch der gute Mani, der auf dem Fahrrad hervorragende psychologische Arbeit geleistet hat. Dummerweise kam der Wind aus derselben Richtung wie im Vorjahr und erinnerte mich an die Schmerzen damals...
Fischi im Ziel
´An einer Verpflegungsstelle bei etwa Kilometer 16 ertönten die sanften Klänge von „Eisgekühlter Bommerlunder“. Ich fragte mich noch, ob es den dort wirklich gab, denn das hätte sogar das Bier an der letzten Rennsteiglauf-Verpflegungsstelle in Frauenwald getoppt, aber ich dachte zu langsam. Immerhin spielten sie nicht „An Tagen wie diesen“...
Die Brücken auf den letzten 4 km kosteten nochmal viel Kraft, aber schlussendlich kam ich dann doch halbwegs lebendig ins Ziel, auch wenn das mitten im 10-km-Schwanz kaum einer mitbekommen haben dürfte. Dafür war es dann mächtig voll im Zielbereich – äußerst unangenehm.

Und schlussendlich war da noch der unbezahlbare Moment, wenn erst ein Luftballon und nachfolgend das zugehörige Kind vor dir über den Weg laufen, das Kind direkt vor deinen Füßen auf die Fresse fliegt und die Mutter zum trösten ankommt und sagt „Hat dir der böse Onkel ein Bein gestellt?“

Nächstes Jahr tue ich mir das alles nicht mehr an: Ich gelobe hier feierlich Besserung, die Bambini-Strecke zu meiden und Runde 8 und 9 durch Dresden zu drehen!
Nächte Woche geht es erstmals nach Tschechien auf eine wohl "spannende" Crosslauf-Strecke. Und dann ist auch irgendwann Schicht im Schacht...

Fischi


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen