Sonntag, 30.09.2012, 9 Uhr. Die ganze
Läuferwelt schaut auf Berlin...
Die Ganze? Nein, eine kleine
versprengte Truppe Unbelehrbarer nimmt gleichzeitig eine viel
schönere Strecke in Angriff, mit sagenhaften Ausblicken und ein paar
Höhenmetern mehr als auf Berliner Straßenbelag.
Auf unserem Weg Richtung MTB-WM
(Ornans, Frankreich) kamen wir (Elli, Laura, FK und ich) natürlich
gaaaanz zufällig am Start des „Halbmarathons“ (25 km...) vorbei.
Und das sogar pünktlich, nachdem der FK schon nach 5 km von der
ortsansässigen Gendarmerie sanft aber nachhaltig zum Stillstand
gebracht wurde. Wir vermuteten Schlimmes, aber es handelte sich nur
um eine defekte Lampe und so durften wir im wahrsten Sinne des Wortes
unbehelligt weiterfahren.
In Saalfeld angekommen, fuhren FK und
Laura gleich zu meinem Ziel in Piesau weiter, denn dort wollte die
Laura die 9 km laufen. So langsam ließ sich dann auch die Sonne
blicken und es ging schnurstracks Richtung optimalen
Temperaturbereich.
Der Start sollte mittels mobiler
Telefonverbindung zum Marathonstart erfolgen, damit wir auch ja
zeitgleich starten. Nachdem das Mobiltelefon des werten Herrn
Starters komische Geräusche machte und er wiederholt hinein schrie:
„Ich verstehe dich nicht! Bitte nochmal!“, wurde die Meute
langsam nervös. „Wie, die sind schon gestartet?“, meinte unser
telefonierender Startverhinderer. Nach einem einzigartigen Countdown
(„5-4-3-2-los!) ging es dann auch – richtig! - los. Und natürlich
erstmal etwa fünf Kilometer lang nur bergauf.
Ich fand schnell einen angenehmen
Rhythmus und war schon nach wenigen Kilomteren ziemlich alleine
unterwegs. Vor zwei Jahren gab es beim gleichen Rennen ein spannendes
Triell (???) zwischen Phillaschek, Harzi und mir, wobei der
gemeinsame Zieleinlauf von mir und Phille von der übergenauen
elektronischen Zeitmessung (Tausendstel) zerstört wurde. Dabei waren
wir mit nur einer Hundertstel Unterschied schon ziemlich genau.
Bei herrlichem Laufwetter ging es also
hinauf Richtung Rennsteig, vorbei an wunderschönen Ausblicken über
die sanft dahinhügelnde Landschaft des Thüringer Waldes. Teilweise
habe ich aufgrund der Kulisse sogar das Tempo versehentlich arg
schleifen lassen. Irgendwie verging die Zeit auch wie im Flug und am
Ende des steilsten Berges (ich hab ihn mittlerweile „Harzi Hill“
benannt), warteten meine Eltern und Elli auf mich und konnten mir
gefühlt fünf Minuten lang zusehen, wie ich verzweifelt versucht
habe, diesen Anstieg zu erklimmen. Oben angekommen konnte Elli
erstmal mein Tempo mitgehen, woraufhin ich mich erstmal wieder
zusammenreißen musste, um nicht zu alt auszusehen.
Im anschließenden Downhill wurde ich
dann von einem wildgewordenen Köter verfolgt, der aber zum Glück
nach etwa 100 m keine Lust mehr hatte. Hoffentlich hat der Rest des
Feldes das auch überlebt. Ein zweiter Jagdhund im Wald hat mich dann
wohl mit Wild verwechselt und mich noch ausgebellt, als ich schon
zwei Berge weiter war. Zum Glück wurde er vom Herrchen festgehalten.
Dann kam der letzte steile Anstieg, den
meine Erinnerung schon gelöscht hatte, wahrscheinlich als
Schutzreaktion. Oben angekommen zeigten plötzlich eine Menge Pfeile
in Gegenrichtung. Na klasse, auf den letzten Metern verlaufen?
Glücklicherweise stellten sich die Pfeile als zur 9-km-Strecke
gehörend heraus und hin und wieder gab es einen Pfeil in die richtige
Richtung, was mich immer sehr beruhigte.
Das Ziel des Saale-Rennsteig-Marathons
liegt mittlerweile nicht mehr auf dem Sportplatz über Piesau, sodass
mir die letzten Höhenmeter gnädigerweise erlassen wurden. Zu meinem
Erstaunen war ich sogar schneller als vor zwei Jahren, obwohl bei
Weitem nicht so fertich...
Die Siegerehrung wurde dank meines
Dackelblickes enorm vorverlegt (Danke dafür!) und bevor wir
aufbrachen kam dann auch der schnellste Küchenchef Thüringens als
Gewinner des Marathons ins Ziel. Und die Laura hat auf der 9-km-Strecke auch gewonnen, ebenso wie der Tobias, von dem hier die meisten Bilder sind.
Kurz vor Frankreich haben wir dann noch
sicherheitshalber die defekte Lampe gewechselt. Kurioserweise hat
beim Testlauf direkt die andere Lampe ebenfalls den Geist aufgegeben.
Hat auch noch keiner von uns erlebt. Und nachdem wir dann im Dunkeln
unsere Ferienhütte gesucht und schlussendlich auch gefunden haben,
geht es uns jetzt hier wie Gott in Frankreich.
Fischi
Gut gemacht und den Lauf finde ich toll.
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