Montag, 1. Oktober 2012

Landschaftsgegurke


Sonntag, 30.09.2012, 9 Uhr. Die ganze Läuferwelt schaut auf Berlin...

Die Ganze? Nein, eine kleine versprengte Truppe Unbelehrbarer nimmt gleichzeitig eine viel schönere Strecke in Angriff, mit sagenhaften Ausblicken und ein paar Höhenmetern mehr als auf Berliner Straßenbelag.

Auf unserem Weg Richtung MTB-WM (Ornans, Frankreich) kamen wir (Elli, Laura, FK und ich) natürlich gaaaanz zufällig am Start des „Halbmarathons“ (25 km...) vorbei. Und das sogar pünktlich, nachdem der FK schon nach 5 km von der ortsansässigen Gendarmerie sanft aber nachhaltig zum Stillstand gebracht wurde. Wir vermuteten Schlimmes, aber es handelte sich nur um eine defekte Lampe und so durften wir im wahrsten Sinne des Wortes unbehelligt weiterfahren.

In Saalfeld angekommen, fuhren FK und Laura gleich zu meinem Ziel in Piesau weiter, denn dort wollte die Laura die 9 km laufen. So langsam ließ sich dann auch die Sonne blicken und es ging schnurstracks Richtung optimalen Temperaturbereich.

Der Start sollte mittels mobiler Telefonverbindung zum Marathonstart erfolgen, damit wir auch ja zeitgleich starten. Nachdem das Mobiltelefon des werten Herrn Starters komische Geräusche machte und er wiederholt hinein schrie: „Ich verstehe dich nicht! Bitte nochmal!“, wurde die Meute langsam nervös. „Wie, die sind schon gestartet?“, meinte unser telefonierender Startverhinderer. Nach einem einzigartigen Countdown („5-4-3-2-los!) ging es dann auch – richtig! - los. Und natürlich erstmal etwa fünf Kilometer lang nur bergauf.

Ich fand schnell einen angenehmen Rhythmus und war schon nach wenigen Kilomteren ziemlich alleine unterwegs. Vor zwei Jahren gab es beim gleichen Rennen ein spannendes Triell (???) zwischen Phillaschek, Harzi und mir, wobei der gemeinsame Zieleinlauf von mir und Phille von der übergenauen elektronischen Zeitmessung (Tausendstel) zerstört wurde. Dabei waren wir mit nur einer Hundertstel Unterschied schon ziemlich genau.

Bei herrlichem Laufwetter ging es also hinauf Richtung Rennsteig, vorbei an wunderschönen Ausblicken über die sanft dahinhügelnde Landschaft des Thüringer Waldes. Teilweise habe ich aufgrund der Kulisse sogar das Tempo versehentlich arg schleifen lassen. Irgendwie verging die Zeit auch wie im Flug und am Ende des steilsten Berges (ich hab ihn mittlerweile „Harzi Hill“ benannt), warteten meine Eltern und Elli auf mich und konnten mir gefühlt fünf Minuten lang zusehen, wie ich verzweifelt versucht habe, diesen Anstieg zu erklimmen. Oben angekommen konnte Elli erstmal mein Tempo mitgehen, woraufhin ich mich erstmal wieder zusammenreißen musste, um nicht zu alt auszusehen.

Im anschließenden Downhill wurde ich dann von einem wildgewordenen Köter verfolgt, der aber zum Glück nach etwa 100 m keine Lust mehr hatte. Hoffentlich hat der Rest des Feldes das auch überlebt. Ein zweiter Jagdhund im Wald hat mich dann wohl mit Wild verwechselt und mich noch ausgebellt, als ich schon zwei Berge weiter war. Zum Glück wurde er vom Herrchen festgehalten.

Dann kam der letzte steile Anstieg, den meine Erinnerung schon gelöscht hatte, wahrscheinlich als Schutzreaktion. Oben angekommen zeigten plötzlich eine Menge Pfeile in Gegenrichtung. Na klasse, auf den letzten Metern verlaufen? Glücklicherweise stellten sich die Pfeile als zur 9-km-Strecke gehörend heraus und hin und wieder gab es einen Pfeil in die richtige Richtung, was mich immer sehr beruhigte.

Das Ziel des Saale-Rennsteig-Marathons liegt mittlerweile nicht mehr auf dem Sportplatz über Piesau, sodass mir die letzten Höhenmeter gnädigerweise erlassen wurden. Zu meinem Erstaunen war ich sogar schneller als vor zwei Jahren, obwohl bei Weitem nicht so fertich...

Die Siegerehrung wurde dank meines Dackelblickes enorm vorverlegt (Danke dafür!) und bevor wir aufbrachen kam dann auch der schnellste Küchenchef Thüringens als Gewinner des Marathons ins Ziel. Und die Laura hat auf der 9-km-Strecke auch gewonnen, ebenso wie der Tobias, von dem hier die meisten Bilder sind.





 Kurz vor Frankreich haben wir dann noch sicherheitshalber die defekte Lampe gewechselt. Kurioserweise hat beim Testlauf direkt die andere Lampe ebenfalls den Geist aufgegeben. Hat auch noch keiner von uns erlebt. Und nachdem wir dann im Dunkeln unsere Ferienhütte gesucht und schlussendlich auch gefunden haben, geht es uns jetzt hier wie Gott in Frankreich.

Fischi

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