Montag, 22. Mai 2017

Rennsteiglauf: Back to the Known

Nachdem ich mich beim letztjährigen Rennsteiglauf auf unbekannte Streckenlängen begeben habe, hatte ich ja angekündigt, dass man mich am Samstag des Rennsteiglaufes so schnell nicht wieder gegen 6 Uhr in Eisenach sehen wird:  

Nochmal mache ich so einen Blödsinn so bald aber nicht wieder, versprochen!
 
Das Team des USV Erfurt vor dem Start in Neuhaus

Trotz dieses recht eindeutigen Statements musste ich mich einiger hartnäckigen Gerüchte erwehren. Tatsächlich hatte ich das Ziel, meine Lieblingsstrecke – den Marathon – mal wieder unter die Hufe zu nehmen. Dieses Vorhaben stand in den ersten Monaten des Jahres doch arg auf der Kippe, da ich nur schwer in Form kam und mit den beiden Juniors eigentlich genug zu tun hatte. Somit war der Leipzig-Marathon der erste ernsthafte Test, wie es mit der Form nun aussieht. Immerhin konnte ich die Gewissheit, dass der Trainingszustand zu diesem Zeitpunkt 36 halbwegs schnelle Kilometer zuließ, mit nach Hause nehmen. Darauf ließ sich aufbauen und ich nutzte die Schlafenszeiten vom Kleinsten um ihn durch die Gegend zu schieben. Somit kam ich wieder auf ein anständiges Pensum und irgendwann Anfang Mai habe ich mich dann auch endlich angemeldet.

Zusammen mit dem größeren der beiden kleinen Fischis ging es am Freitag Richtung Heimat quer durch das Sommerliche Sachsen. An der Landesgrenze zu Thüringen war bereits eine Mordor-ähnliche Bewölkung zu erkennen und schon bald wurde unser Bewegungsfluss durch Hagel und Wolkenbruch arg gebremst. In Erfurt war das Unheil dann vorbei und das Auto endlich mal wieder sauber.

Am nächsten Morgen ging es mit meinen Eltern und Finn nach Neuhaus, wo ich aus dem Wagen sprang, während der Rest direkt weiter nach Schmiedefeld rollte. Am Start sah man wieder unglaublich viele Gesichter und nach dem Alibi-Einlaufen beschränkte ich die weitere Vorbereitung auf Schneewalzer- und Rennsteiglied-singen. Bewegte Beweisbilder können im Thüringenjournal des MDR vom 20.5. eingesehen werden.

Nach dem Startschuss machte Marcel direkt derart Betrieb, dass man meinen konnte, er müsse in Schmiedefeld dringend was erledigen. Dahinter formierte sich eine größere Gruppe, in der auch ich mich aufhielt. An den ersten Anstiegen bei Scheibe-Alsbach begann die Gruppe langsam zu zerbröseln. Ich hielt mich vorerst an Sebastian, der ein flottes Tempo vorlegte. Damit konnten wir eine kleine Lücke zu den nächsten drei Verfolgern reißen. In dieser befand sich auch Robert aus Magdeburg (oder Linz), den ich vom Halbmarathon am Gardasee kannte.

Den Masserberg hinauf konnte ich Sebastian dann nicht ganz folgen und bei der Halbmarathon-Marke war er schon deutlich enteilt. Dann kam allerdings meine Lieblingsstelle, der Hohlweg. So dämlich ich mich auch mit dem Rad an solchen Stellen anstellen mag, so gut geht das bei mir in Laufschuhen. Nach einer der ersten Kurven wäre ich beinahe mit meinem Vordermann kollidiert. Ich kam zum Glück gut vorbei und sturzfrei mit viel Tempo runter. Mit etwas Wehmut, dass die coolen Stellen jetzt vorbei sind überquerte ich die Schwalbenhauptwiese und nahm den langen Anstieg Richtung Neustadt in Angriff. Im Ziel meinte Sebastian, er hat mich erst mal nicht mehr gesehen, als er aus dem Hohlweg kam ;)

In Neustadt kam er jedoch wieder vorbeigestiefelt und ich konnte seinem Tempo erneut nicht folgen. Ich ließ in also ziehen, drehte noch eine kleine Pirouette am Verpflegungsstand aufgrund verfehlter Wasserbecher, und bereitete mich auf den Großen Burgberg vor, der wohl miesesten Erhebung im gesamten Streckenverlauf Dieses Mal kam ich relativ unbeschadet drüber und konnte die folgenden Bergabstücke mit recht viel verbliebenem Tempo absolvieren. Auch die zweitfieseste Erhebung nach Frauenwald ging noch sehr gut und ich war mir mittlerweile sicher, dass hier nichts mehr passieren kann und ich erstmals aufs Podium des Rennsteiglaufs darf. Als Thüringer ist mir das verdammt viel wert und so musste ich bei der unvergleichlichen Atmosphäre am Schlussanstieg arg mit den Tränen kämpfen. Mit einer Zeit am absolut unteren Rand meines Wunschzielzeitfensters bin ich außerdem sehr zufrieden, schließlich war ich in Leipzig nur knapp vier Minuten schneller und dort gab es ja nicht ganz so hohe Berge auf der Strecke.

So war es wiedermal ein wunderbarer Tag im schönsten Ziel der Welt, wo man keine zehn Meter weit gehen kann, ohne alte Freunde zu treffen. Damit kann der Weg zur Gepäckablage und zur Dusche gerne mal ein Stündchen dauern. Das macht aber nichts, denn das Wasser verlässt die Duschen in so geringen Mengen, wer glaubt, dass er danach sauber ist, der glaubt auch an Homöopathie.

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