Prinzipiell beginnt ja jeder Tag mitten
in der Nacht – was, wenn man zu viel darüber nachdenkt, ziemlich
merkwürdig ist – aber normalerweise schlafe ich da ja noch.
Nicht so am Samstag, wo es mich
zusammen mit unserem USV-4er mit Steuermann (Papi) in das
Stadtzentrum der Weltmetropole des Ultralaufs (Fröttstädt City)
verschlug. Wie immer hab ich mich bei der Vergabe der Strecken am
schlechtesten versteckt (was natürlich völliger Blödsinn ist:
Jeder, der mich ansatzweise kennt, weiß, dass ich als erster „Hier!“
geschrien habe, als es um die Vergabe der Strecken ging), sodass ich
mit Etappe Eins anscheinend den Jackpot geknackt hatte. Laut
Veranstalter (Lauffeuer Fröttstädt) reden wir über knapp über 800
Höhenmeter auf ca 27 km, wobei sich eigentlich alles davon auf der
2. Streckenhälfte abspielt.
So fiel ich also – Die Uhr zeigte
noch keine „3“ vorne an, am frühen Morgen aus dem Bettchen,
sammelte den Erik ein und machte mich auf den Weg zum Start, wo wir
rechtzeitig eintrafen und ich beim auf ein Minimum reduziertem
Einlaufen die Ordner wachgehalten habe (Die dachten, dass es los
geht, und sprangen auf die Straße – herrlich).
Um 5 Uhr ging es dann endlich los und obwohl mein Körper zu ca. 95% noch im Tiefschlaf war, ging es ganz ordentlich voran. Da die Einzelstarter (man kann nur seinen Respekt vor diesem Völkchen äußern) schon ein Stündchen eher los sind, war die Strecke mit Lampen bestens markiert und man erkannte schon vom Weiten, wo es lang ging.
Nach der Verpflegungsstelle bei
Kilometer 10 ging das Rennen dann auch los: Dank ergiebiger
Regenfälle in den letzten Tagen durfte ich einen matschigen Anstieg
hochkrabbeln – und was für einen! Das Rennen war jetzt also
eröffnet und ich begann, die letzten 100er einzusammeln, was an
manchen Stellen doch etwas haarig wurde. An manchen Anstiegen
bildeten sich sogar größere Wandergruppen, die, obwohl sie keine
Stöcke dabei hatten, in 4er-Reihen den Fischi zum Slalomlauf
überredeten.
Mehrfach leistete sich die
Steckenführung folgende Gemeinheit: Man läuft nichtsahnend und
fröhlich (aus allen Löchern) pfeifend das Tal entlang vor sich hin
und urplötzlich weisen Pfeile nach 8 Uhr (links hinten für die ganz
schlauen...). Ein Blick in die Kurve offenbart: nur Weg. Achso:
Korrektur des Blickfeldes um 15% nach oben: Aha! Da lang. Toll. Und
das beste: Alle 100er dürfen hier gehen, was sie auch ausgiebig
nutzen. Nur Fischi versucht krampfhaft und im Drehzahlbereich, wo
schon keine Zahlen mehr sind, sie irgendwie einzuholen.
Dabei sind auch manche Scherzkekse: Auf
meine Frage an einen Läufer, der offensichtlich zum Lauffeuer
Fröttstädt gehörte, ob dieser §$%/&?-Berg denn irgendwann
aufhören würde, antwortete er schlicht: „Nö.“. Ob dass nun
eine verbale Äußerung mit informativen Charakter war, er schloss
sich mir nicht ganz, zumal 500m weiter mal wieder eine Bergspitze
erreicht war, was auf dieser Strecke ja nur heißt, dass die nächste
Abzweigung des Schreckens nicht mehr weit ist.
Irgendwann war ich dann auch oben an
der Ruhlaer Skihütte und am Rennsteig, wo eigentlich immer
Wechselpunkt war. Da ich aber so lieb bin, durfte ich noch drei
extra-km laufen :-)
Die Verpflegungsstelle hatte dann aber
auch ihren Namen mehr als verdient: Hier hätte man Frühstück,
Mittag und Abendbrot gleichzeitig mampfen können. Ein Typ neben mir
trank erstmal genüsslich ein Bierchen...
Meinen Teil hatte ich also erledigt und
konnte nun entspannt zusehen, wie sich zuerst Erik und danach Adrian
durch das Feld der Einzelstarter wühlten. Unser Vorsprung zur
nächsten Staffel war schon nach meiner Etappe etwa 10 Minuten, aber
das reichte unseren (Alters-)Präsidenten Jens noch nicht. Als er
sich dann auf den finalen Abschnitt begab, wollte er unbedingt den
Abstand nach hinten wissen, und so warteten wir nach seinem Start
noch etwas. Aber es kam niemand und so fuhren wir zum nächsten
Verpflegungspunkt und als Jens kam, sagte ich ihm im ernsten Tonfall
(Ich hatte es vorher geübt): „Also Jens, die haben ungefähr drei
Minuten nach dir gewechselt!“ Die Reaktion war göttlich: Kinnlade
runter, gefolgt von „Red kein Scheiß!“ Naja was tut man halt
nicht alles, um sein Team ans Limit zu bringen.
Der Alterspräsident verwaltete dann
doch die knapp 34 Minuten Vorsprung souverän und hatte sogar genug
Luft, die komischen Fragen des MDRs geduldig zu beantworten. Bei
toller Stimmung liefen dann auch die völlig bekloppten Typen (nicht
böse gemeint!) der 100-km-Strecke ins Ziel und bis zur Siegerehrung
hatten wir genug Zeit, genüsslich zu quatschen.
Danach hab ich mir noch ein paar
Schlammpackungen abgeholt, aber sonst hätte ich das Bike ja umsonst
mitgenommen...
Fischi
Fischi
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