Sonntag, 1. Juli 2012

Hot town, summer in the city



Hot town summer in the city
Back of my neck getting dirty and gritty
Been down, isn't it a pity
Doesn't seem to be a shadow in the city
All around people looking half dead
Walking on the sidewalk hotter than a match head

Joe Cocker, Summer in the City

Erneut hat es mich relativ spontan nach Chemnitz-Country verschlagen, und wie schon letztes Mal sogar schon wieder unerwartet erfreulich, wenn auch der größte Gegner heute das feine Wetterchen war. Deswegen auch der Text da oben, der irgendwie besonders gut passt...


Jedenfalls war „Chemnitz Marathon“ (von sowas hatte ich noch nie gehört, aber geben wir diesen jungen Lauf eine Chance), und da der Lars und die Juliane (und eventuell der Tobias) ebenfalls ihr Kommen angekündigt hatten, wollte ich dem Thüringer Meeting mitten in der (Achtung, jetzt kommts:) „Stadt der Moderne!“ (hahahaha..., ein kleiner Tipp: Was vor 60 Jahren modern war – ich denke da eventuell an diese kommunistischen „Schlachtschiffe“ oder übergroße Karl-Marx-Nischel in der Innenstadt – ist es irgendwann nicht mehr!) nicht fernbleiben.

Also ging es mal wieder mit der Straßenbahn durchs Erzgebirge bis in den Schlachtschiffhafen von Chemnitz, da das ja letztes Mal so gut funktioniert hatte. Meine Startnummer hatte ich aufgrund akuter Panikmache seitens des Veranstalters schon am Freitag abgeholt, da dieser meinte, dass es nur noch wenige Startplätze geben würde. Naja, dafür gab es ein T-Shirt für Elli und wir mussten uns nicht in die kilometerlange Warteschlange einreihen.

So ging es dann auch bald ohne die bei diesen Temperaturen ad absurdum geführte Tätigkeit des „Warmmachens“ los. Ich wollte ja (fast), aber in dem Moment verkündete der Sprecher, dass sich bitte nun alle Läufer zum „Vorstart“ einfinden sollten. Ich dachte wieder sofort an George Carlin und fragte mich, wie denn so ein Vorstart aussähe? Starten bevor man startet? Schon etwas komisch, diese Chemnitzer...

Jedenfalls fand ich mich alsbald hinter einer Horde Kinder (es wurden 5km, Viertelmarathon und Halbmarathon gleichzeitig gestartet) wieder, ziemlich eingekesselt, aber ich hatte ja sowieso beschlossen, bei dem Wetterchen ein bissel Handbremse mit schleifen zu lassen. Ich hoffte, dass das Pulk vor mir keine Unfälle baut und dass ich nicht übertreibe, wobei so eine Infusion ja der Regeneration gar nicht mal so unförderlich ist...

Kurz vor dem Startschuss stellte ich dann noch fest, dass man hier in Karl-Marx-Stadt so modern ist, dass man kein GPS mehr nutzen kann. Eine Einweisung ins neue System gab es aber nicht, und so hoffte ich darauf, dass meine neue Garmina außerhalb des Hafens den einen oder anderen Satelliten einfängt.

Mit dem Startschuss ging es dann erst mal ziemlich langsam los, und während die erste Reihe davon zog, schlängelte ich mich durch Massen gelber Kinder... Als ich die beiden Führenden erreicht hatte, hatte dies auch der spätere Sieger des Viertelmarathons und sprengte diese Gruppe direkt mal. Toll, danke! Also ich gemütlichen Schrittes hinterher und hoffend, dass die da vorne alle nicht Halbmarathon rennen.

So ging es dann teilweise durch den Park, in dem es Abschnittsweise sogar etwas schattig war. Was ein Luxus hier...
Zudem nahm ich an fast jeder Verpflegungsstelle widerwillig etwas Wasser, sehr untypisch für mich, aber der Anblick der Marathonis (All around people looking half dead), die eine Stunde eher gestartet waren, war dann doch teilweise etwas abschreckend.

So verging die erste 10,54875-km-Runde in meinem Kopf (aber auch nur da) relativ zügig. Einen Läufer konnte ich noch überholen, und von den beiden vor mir ist einer ca. eine halbe Minute vor mir auf die zweite Runde gebogen. Schöner Mist, eigentlich sollte ich ja ein viel höheres Tempo drauf haben und Reserven sind ja auch noch da. Ab da war ja dieser gute Vorsatz...

Ich bin also relativ stolz, mitteilen zu dürfen, dass der Vorsatz gesiegt hat.
Trotzdem kam ich im Verlauf der zweiten Runde immer näher an den Führenden heran, der sich dann sogar als Teamkollege vom TSV Dresden herausstellte und mir mitteilte, dass er völlig dehydriert ist. Ich machte mich also weiter und ermahnte ihn, dass ich hier wenigstens noch einen Doppelsieg sehen will. So geschah es dann auch, obwohl die letzten beiden Kilometer dann doch noch hitzebedingt ziemlich hart wurden.

Zieleinlauf? (by Lars Rößler)
Im Ziel hat mich dann direkt mal (wieder mal) keiner mitbekommen und meine Frage an die Zeitmessung, ob das hier nun das Ziel sei, wurde mit der Gegenfrage „10 km oder Aussteiger Halbmarathon?“ beantwortet. Nein danke, ich verzichte. Kurz danach entdeckte ich dann die Zielverpflegung und hoffte, dass die Zeitmessung (also die Technik, nicht die Person) noch keinen Hitzeschlag hatte.

Kaum angekommen, suchte ich erstmals verzweifelt nach einem Mittel, meine Körpertemperatur um ca. 50 K runterzukühlen. Flüssigen Stickstoff fand ich keinen (dafür ist man in Chemnitz wohl zu modern), aber ein wedelndes Elli ist manchmal Gold wert.

Nachdem ich dann (ohne Handtuch) geduscht hatte, ging es dann erst zur Siegerehrung und danach zuuuuur EISDIELE!!! Das „Dolce Vita“ in Chemnitz, der Wahnsinn. Ich bestellte 3 „Kugeln“ - schwerer Fehler! In die Riesenwaffel wurden mir drei (ich hab keine Ahnung, welches Wort die Form und Größe dieser Dinger beschreiben könnte) von der freundlichen Eisfachverkäuferin reingeklatscht. Ich hatte direkt Mühe, diese zu vernichten, es tat aber sehr gut. Da mir danach immer noch heiß war, gingen wir dann noch in das ortsansässige No Fountainer Freibad. Anschießend wurde Deutschland mal wieder Europameister. Wunderbar, was haben die eigentlich alle?

Fischi

Fischi mit den Sieger-Girls...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen