Nein, liebste Leseratten, ich mal nicht selber gelaufen... Aber um Nervenzusammenbrüchen einiger enthusiastischer Stammkunden, die hier wöchentlich Buchstabensalat erwarten, vorzubeugen, gibt es dieses Wochenende also eine „Filmkritik“ vom Fischi.
Am Donnerstag lief hier in Dresden der
Dokumentarfilm „I want to run“ an. Und weil wir nichts Besseres
zu tun hatten und das Kino keinen Kilometer entfernt ist,
entschlossen wir uns kurzerhand zur spontanen Teilnahme. Die
Nachmeldung klappte problemlos und die Nachmeldegebühr war mit -1
Euro dank Nachmittagsrabatt auch ungewohnt günstig.
Zu erwähnen ist vielleicht, dass
dieser Film doch etwas vom Hauptstrom abweicht und eher in so kleinen
„coolen“ Kinos zu kommen scheint. In einem riesengroßen,
popcornverseuchten Cinedingsbums habt ihr also eher geringe Chancen.
Ohne viel Werbung ging es dann auch
zeitnah los... (Jetzt kommt der schwierige Teil: Ich muss euch
erzählen, worum es geht, ohne zu viel zu verraten. Na dann mal los!)
Im Film geht es um den
„Trans-Europa-Lauf“, einem 64-tägigen Ultralauf vom
italienischen Bari zum Nordkapp, was knapp 4500 km, also ca. 70 km
pro Tag bedeutet. Demzufolge erwartete ich völlig verrückte und
durchgeknallte Leute. Und: Ich wurde mehr oder weniger enttäuscht,
denn die Typen wurden alle nach einigen Tagen ziemlich handzahm und
das alles erinnerte mich an unsere Transalp 2010, wo sich der
Rhythmus „Schlafen-Etappe-Essen-Schlafen-...“ ja auch ziemlich
schnell einstellte. Aber aufgrund der wahrscheinlich noch viel
höheren physischen und noch viel größeren psyschichen Belastung
ist das ganze wohl nicht vergleichbar. Es war aber durchaus
interessant zu sehen, wie die Teilnehmer ihre Krisen bewältigt,
Schmerzen ignoriert und irgendwann ihre gesamte Umwelt ausgeblendet
haben. Beispielsweise ging es die letzten 3 Etappen Richtung
Nordkapp, bei gefühlten Minusgraden und Gegenwind. Und damit meine
ich nicht so ein laues Lüftchen, dass den einen oder anderen von uns
mal an den Nackenhäarchen kitzelt und ihm damit die Bestzeit
verhagelt, ich spreche hier von Windstärke 9 mit Regen. Und 3
Etappen heißt so ungefähr 200 km... klar soweit?
Lustige Momente gab es natürlich auch
eine Menge: Zum Beispiel fand ich es sehr amüsant, wie viel Zeit man
sich an einem Verpflegungsstand nehmen kann! Ich weiß, ich bin da
ein Hektiker, und bei meinen Bambini-Strecken braucht man das ja auch
nicht so wirklich, aber gerade deswegen fand ich es halt so komisch
(Wie auch schon beim Thüringenultra). Auch interessant war der Fakt,
dass die Organisatoren ein mobiles MRT im Container dabei hatten, was
auch ausgiebig genutzt wurde. Manche Spezialisten hatten ihr
Schmerzempfinden derart gesenkt, dass sie ernsthafte Verletzungen gar
nicht mehr wahrnahmen. So lief ein Teilnehmer 4 Tage (ca 70 km pro
Tag, falls das schon wieder jemand vergessen hat) mit einem
Überlastungsbruch im Unterschenkel und viele Teilnehmer waren nach
dem Finish laufinvalide...
Insgesamt also ein sehr sehenswerter
Film, nicht nur aus läuferischer, sondern auch aus psychologischer
Sicht. Und obwohl der Lauf dieses Jahr wieder stattfindet, werde ich
wohl nicht an derartigem teilnehmen. Man darf also beruhigt sein.
Oder enttäuscht, je nachdem...
Ich hoffe, ich habe nicht zu viel
verraten und vielleicht bei dem einen oder anderen Interesse geweckt.
In diesem Fall drücke ich euch die Daumen, dass man auch in eurer
Nähe in den cineastischen Genuss dieses Dokumentarfilms kommen kann.
Fischi
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