Samstag, 21. Juli 2012

I want to run

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Nein, liebste Leseratten, ich mal nicht selber gelaufen... Aber um Nervenzusammenbrüchen einiger enthusiastischer Stammkunden, die hier wöchentlich Buchstabensalat erwarten, vorzubeugen, gibt es dieses Wochenende also eine „Filmkritik“ vom Fischi.


Am Donnerstag lief hier in Dresden der Dokumentarfilm „I want to run“ an. Und weil wir nichts Besseres zu tun hatten und das Kino keinen Kilometer entfernt ist, entschlossen wir uns kurzerhand zur spontanen Teilnahme. Die Nachmeldung klappte problemlos und die Nachmeldegebühr war mit -1 Euro dank Nachmittagsrabatt auch ungewohnt günstig.

Zu erwähnen ist vielleicht, dass dieser Film doch etwas vom Hauptstrom abweicht und eher in so kleinen „coolen“ Kinos zu kommen scheint. In einem riesengroßen, popcornverseuchten Cinedingsbums habt ihr also eher geringe Chancen.

Ohne viel Werbung ging es dann auch zeitnah los... (Jetzt kommt der schwierige Teil: Ich muss euch erzählen, worum es geht, ohne zu viel zu verraten. Na dann mal los!)
Im Film geht es um den „Trans-Europa-Lauf“, einem 64-tägigen Ultralauf vom italienischen Bari zum Nordkapp, was knapp 4500 km, also ca. 70 km pro Tag bedeutet. Demzufolge erwartete ich völlig verrückte und durchgeknallte Leute. Und: Ich wurde mehr oder weniger enttäuscht, denn die Typen wurden alle nach einigen Tagen ziemlich handzahm und das alles erinnerte mich an unsere Transalp 2010, wo sich der Rhythmus „Schlafen-Etappe-Essen-Schlafen-...“ ja auch ziemlich schnell einstellte. Aber aufgrund der wahrscheinlich noch viel höheren physischen und noch viel größeren psyschichen Belastung ist das ganze wohl nicht vergleichbar. Es war aber durchaus interessant zu sehen, wie die Teilnehmer ihre Krisen bewältigt, Schmerzen ignoriert und irgendwann ihre gesamte Umwelt ausgeblendet haben. Beispielsweise ging es die letzten 3 Etappen Richtung Nordkapp, bei gefühlten Minusgraden und Gegenwind. Und damit meine ich nicht so ein laues Lüftchen, dass den einen oder anderen von uns mal an den Nackenhäarchen kitzelt und ihm damit die Bestzeit verhagelt, ich spreche hier von Windstärke 9 mit Regen. Und 3 Etappen heißt so ungefähr 200 km... klar soweit?

Lustige Momente gab es natürlich auch eine Menge: Zum Beispiel fand ich es sehr amüsant, wie viel Zeit man sich an einem Verpflegungsstand nehmen kann! Ich weiß, ich bin da ein Hektiker, und bei meinen Bambini-Strecken braucht man das ja auch nicht so wirklich, aber gerade deswegen fand ich es halt so komisch (Wie auch schon beim Thüringenultra). Auch interessant war der Fakt, dass die Organisatoren ein mobiles MRT im Container dabei hatten, was auch ausgiebig genutzt wurde. Manche Spezialisten hatten ihr Schmerzempfinden derart gesenkt, dass sie ernsthafte Verletzungen gar nicht mehr wahrnahmen. So lief ein Teilnehmer 4 Tage (ca 70 km pro Tag, falls das schon wieder jemand vergessen hat) mit einem Überlastungsbruch im Unterschenkel und viele Teilnehmer waren nach dem Finish laufinvalide...

Insgesamt also ein sehr sehenswerter Film, nicht nur aus läuferischer, sondern auch aus psychologischer Sicht. Und obwohl der Lauf dieses Jahr wieder stattfindet, werde ich wohl nicht an derartigem teilnehmen. Man darf also beruhigt sein. Oder enttäuscht, je nachdem...

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel verraten und vielleicht bei dem einen oder anderen Interesse geweckt. In diesem Fall drücke ich euch die Daumen, dass man auch in eurer Nähe in den cineastischen Genuss dieses Dokumentarfilms kommen kann.


Fischi

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